Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang. Zwei Wochen, um genau zu sein. Denn die Planeten haben in einer Notfallskonferenz beschlossen, die Erde von diesen lästigen Menschen zu befreien. Dazu engagieren sie einen Kometen, der wie ausgehandelt auf die Erde zu rast. Und was tun die Menschen mit dem Wissen, dass nun alles bald vorbei sein wird? Der Professor Guck möchte jedenfalls noch nicht aufgeben und will alle Menschen rund um ihn wachrütteln: Doch die Reichen profitieren von dem Weltuntergangshype und die Armen müssen ohnehin schauen, wie sie die nächsten Stunden überleben. Wie kann diese Welt dann noch gerettet werden?
Die Welt hätte schon des Öfteren untergehen sollen, aber ist sie dann schließlich doch nicht. Verschwörungstheoretiker und Vollzeitfanatiker beschwören immer weiter den Untergang; aber auch viele der breiten Masse sehen politisch die Welt auf ein Ende zu schlittern. Haben wir unseren Optimismus verlernt?
Jura Soyfer fordert ihn mit seiner 1936 entstandenen Satire ein und Felix Hafner (Nestroy-Preisträger 2017 – bester Nachwuchs) möchte ihn gemeinsam mit dem Ensemble des theaterzentrums deutschlandsberg in das Heute holen. Mit Musik, Schmäh und Roland Emmerichs "2012"!

Mit
Sepp Brauchart, Katrin Engelbogen, Arlind Hagjija, Larissa Semlitsch und Gerd Wilfing

Bühnenbau & Technik
Francis Kügerl

Kostüme
Katrin Engelbogen & Yvonne Beck

Regie-Assistenz
Yvonne Beck

Regie
Felix Hafner

 Pressestimmen

Steirer Krone, 29. Juni 2019

TZ Deutschlandsberg tourt mit „Weltuntergang“ durch die Weststeiermark
Bitterböser Reigen des Versagens

Wie reagiert die Menschheit auf das drohende Ende unserer Erde? Dieser Frage ging Jura Soyfer 1936 im Stück „Weltuntergang“ mit Blick auf die Vorbereitungen für einen Weltkrieg nach. Der steirische Nestroy-Preisträger Felix Hafner und das Theaterzentrum Deutschlandsberg bringen den Stoff nun ins Heute.
Es gibt eine Dissonanz in der Sphärenharmonie - und schuld daran ist die Erde. Gerüchten zufolge hat sie sich einen Virus namens „Mensch" eingefangen. So zumindest sehen es die Pla­neten und schicken Komet Konrad zur Radikalkur.
Der Countdown zum Weltuntergang hat also be­gonnen. Doch wie schon in Soyfers Original treffen auch in der Deutschlands­berger Bearbeitung die Er­denbewohner alles andere als rationale Entscheidun­gen - und das, obwohl Pro­fessor Guck ein Mittel zur Rettung der Welt parat hätte. Die Diplomatie trinkt lieber Tee als Entscheidungen zu treffen, die Industrie produziert eher 3D-Weltuntergangs-Brillen, als dem Professor zu helfen, die Medien berichten über Lady Gagas letzte Tage, und der Papst ist ohnehin in tödliches Schweigen verfallen. Esote­riker, Verschwörungstheo­retiker und Betrüger feiern in diesem Entscheidungsvakuum fröhliche Urständ’. Es ist fast tragisch wie einfach sich diese Satire in die Gegenwart übersetzen lässt. Vor dem Hintergrund der Klimakrise lassen Regisseur Felix Hafner und seine Darsteller (Sepp Brauchart, Katrin Engelbogen, Arlind Hagjija, Larissa Semlitsch und Gerd Wilfing) den komödiantischen Reigen des Versagens abspielen - und sparen nicht mit bösen Kommentaren: So wird in Graz etwa noch schnell eine Gondel gebaut, und ein sehr junger Alt-Kanzler verkündet „genug ist genug“, ehe er die Schuld an der Apokalypse wortreich, aber inhaltslos den politischen Mitstreitern in die Schuhe schiebt.
Das Resultat ist ein perfekter Mix aus unterhaltsamer Sommerkost und dringlicher Mahnung, der bis 27. Juli auf einer mobilen Bühne (Francis Kügerl) durch die Weststeiermark tourt.
Christoph Hartner

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Weststeirische Rundschau, 05. Juli 2019

„Weil morgen die Erd’ um die Erd’ g’haut wird …"

Nein, nicht Nestroys Lumpazivagabundus hatte vergangenen Donnerstag Premiere, sondern das tz deutschlandsberg hat das Stück „Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang" von Jura Soyfer für die heurigen Sommervorstellungen mit dem Regisseur Felix Hafner aktualisiert und angepasst. Der Untertitel ist eine An­spielung auf das Kometenlied in Johann Ne­pomuk Nestroys Stück Lumpazivagabundus. Felix Hafner braucht man nicht mehr vorzu­stellen. Theaterliebhaber kennen ihn ,,als Kind des Theaterzentrums" und Nestroy­-Preisträger 2017 - bester Nachwuchs und nach seiner Ausbildung im Reinhardt-Semi­nar inszeniert er jetzt u. a. am Wiener und Münchner Volkstheater. Nicht weniger poin­tiert und lustig wie das Nestroys-Stück, ist es ihm gelungen dieses doch zeitkritische und immer wieder aktuelle Stück mit Schmäh und Musik umzusetzen und in die Gegen­wart zu holen. ,,Das Resultat ist ein perfekter Mix aus unterhaltsamer Sommerkost und dringlicher Mahnung ... " schreibt Christoph Hartner in der Kronen Zeitung vom 29. 6. 2019.
Diese Satire von Jura Soyfer, der 1912 in der Ukraine geboren wurde und in Wien auf­wuchs, war sein erstes Stück, wurde im Früh­sommer 1936 in Wien uraufgeführt, wegen seiner Kritik an der folgenlosen Unverbes­serlichkeit und Dummheit der Menschheit aber sofort wieder abgesetzt.
Es erzählt die bissig humorvolle Ge­schichte des Kometen Konrad, der von dem Planetenrat (Sonne, Saturn, Mars und Venus) beauftragt wird, die Erde, die aus der Sphä­renharmonie gefallen ist vom Ungeziefer Mensch zu befreien. Auf der Erde verbreitet sich die Nachricht vom bevorste­henden Weltuntergang, aber die Menschen reagieren nicht. Professor Guck, der eine Er­findung zur Rettung der Erde gemacht hat, unternimmt den verzweifelten Versuch, sich Gehör zu verschaffen. Aber niemand hört ihn, nimmt ihn Ernst oder ist Willens seine Erfindung zu finanzieren. Kritisch, aber gleichzeitig höchst humorvoll setzt man sich mit den Handlungsweisen der Staaten und ihrer Vertreter, vor allem aber mit den Reak­tionen der Menschen auf die bevorstehende Katastrophe. auseinander. Das Stück be­schreibt die Scheinaktivitäten der Diplomatie, zeigt die Geschäftema­cherei (3D-Weltunter­gangsbrille) mit der Bedrohung und zitiert die leeren Worthülsen, mit denen Tatsachen herunter­gespielt und die Bevölke­rung beschwichtigt werden. Die Geschichte endet mit einer Überraschung …
Großartig das ganze Ensemble mit Sepp Brauchart, Katrin Engelbogen, Arlind Hagjija, Larissa Semlitsch und Gerd Wilfing und nicht weniger großartig die Kostüme, hergestellt von Katrin Engelbogen und Yvonne Beck und die mobile Bühne von Francis Kügerl.

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Kleine Zeitung, 09. Juli 2019

Landsberger Sommernachtsspiele
Abwendbare Apokalypse - Anspruchsvolle Buschenschank-Tour mit Jura Soyfers Satire „Weltuntergang“.

Am Anfang beklagen Schau­spieler als planetare Ku­geln, die Menschen würden die Sphärenharmonie stören, und schicken den Kometen Konrad aus, die Erde zu zer­deppern. Was Jura Soyfer 1936 vor der drohenden Katastro­phe im „Weltuntergang" mit einer großen Portion an Nes­troy'schem Sprachwitz moti­vierte, vor der Unverbesser­lichkeit der Erdenbürger zu warnen, ging nicht nur für ihn schlecht aus: Er starb 1939 erst 26-jährig im KZ Buchenwald. Die Truppe um Gerd Wilfing als Professor Guck und Urgestein Sepp Brauchart liefert mit ihrer Tour durch west­steirische Buschenschanken den intellektuell anspruchs­vollsten Beitrag zur heurigen Sommertheaterkost. Unter Regisseur Felix Hafner wurde der Text entschlackt und aus dem „Führer" etwa ein kurz­sichtiger Altbundeskanzler. Mit großteils geglücktem aktuellem Anstrich führen Ka­trin Engelbogen, Arlind Hagji­ja und Larissa Semlitsch re­vueartig Aspekte menschli­cher Dummheit und Geschäf­temacherei angesichts der Apokalypse vor. Am Ende nimmt der Komet Abstand vom Zerstörungsplan und er­klärt seine Liebe in einem uto­pischen Appell, der Jura Soyfers Credo unterstreicht, es komme auf den Menschen an, die Dinge zu verändern. Hier hätte man sich allerdings statt eines Rap-Gesangs die wun­dervolle Version der „Schmet­terlinge" gewünscht.
Eli Spitz