Wir schreiben den 15. März 476: Aus historischen Gründen der Tag, an dem die römischen Beamten zu besolden sind, doch die Staatskassen sind leer und obendrein stehen die Germanen vor der Tür, um Rom zu erobern.
Der römische Hofstaat ist verzweifelt, denn Kaiser Romulus kümmern die Hiobsbotschaften nicht, er sorgt sich viel lieber um seine Hühnerzucht. Das Ende Roms ist für ihn beschlossene Sache und somit schlägt Romulus auch die letztmögliche Rettung - das Angebot eines reichen Mannes aus der Privatwirtschaft - gegen den Willen aller anderen am Hof aus.
Dürrenmatts 1949 uraufgeführte „ungeschichtliche historische Komödie“ über den vermeintlichen Narren als Kaiser entpuppt sich als Erzählung über Pazifismus, Staat und … Hühner.
Mit
Johanna Aldrian, Yvonne Beck, Charly Diwiak, Kathrin Diwiak, Arlind Hagjija, Lena Pöltl, Moritz Truppe, Gerd Wilfing und Thorsten Zerha
Kostüme
Yvonne Beck
Bühnenbau
Francis Kügerl
Licht
Peter Michelitsch
Regie-Assistenz
Lena Truppe
Regie & Bühne
Lukas Michelitsch
Termine
07. (Premiere), 08., 28. und 29. Juli 2023
Weingarten Kollar-Göbl, Burgstraße 12, 8530 Deutschlandsberg PLAN
14. und 15. Juli 2023
Rauch-Hof, Wald-Süd 21, 8510 Stainz
21. und 22. Juli 2023
Weingut Koller, Feldbaum 35, 8524 Bad Gams
Beginn jeweils 20:15 Uhr
Aufführungsrechte: Diogenes Verlag, Zürich
Hinweis:
Muss die Vorstellung witterungsbedingt abgebrochen werden, gilt folgende Regelung:
Grundsätzlich behalten die Karten ihre Gültigkeit!
Bei Abbruch der Vorstellung vor der Pause wird der Kartenpreis auf Wunsch erstattet,
bei Abbruch der Vorstellung in bzw. nach der Pause behalten die Karten ihre Gültigkeit für eine der folgenden
Vorstellungen!
(Wir bitten um rechtzeitige Reservierung!)
Pressestimmen
Kleine Zeitung, 11. Juli 2023
Sommernachtsspiele Deutschlandsberg
Ein Kaiser im Müßiggang
Lieber Frühstücksei statt Kriegsgeschrei
Ei, Ei! Komödie spielt’s im Politiktheater
Der Müßiggänger liebt den Schlaf, Hühner, Eier. Thorsten Zerha mimt ihn bei der Premiere im Weingarten Kollar-Göbl raffiniert, mit zynischer Gelassenheit und Wahnwitz. Als „Romulus der Große“ nach Friedrich Dürrenmatt schert ihn Staatspolitik so wenig wie Roms Untergang. Sein Frühstücksei steht ihm näher als Kriegsgeschrei. Und Gerd Wilfing als feindlicher Fürst der Germanen entpuppt sich als Freund im Geiste.
„Spielen wir noch einmal Komödie“, sind sich Romulus und Odoaker zum Schluss weltpolitisch einig bei den Landsberger Sommernachtsspielen unter Lukas Michelitsch.
Urkomisch ist Wilfing neben der bürokratischen Ministerin Kathrin Diwiak auch als kugelrunder Hosenfabrikant und kapitalistischer Spekulant. Kann man’s nach Dürrenmatt den Menschen nur noch mit der Komödie sagen, ist das Antihelden-Stück in aktueller Kriegszeit mutig.
Eli Spitz
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Weststeirische Rundschau, 14. Juli 2023
Gesellschaftskritisch und dennoch heiter! Landsberger Sommerspiele touren im Bezirk.
Sie heißen Augustus, Tiberius, Domitian, Odoaker, Marc Aurel, Hadrian, Orestes, usw. und sind nicht nur aus dem Geschichtsunterricht als Kaiser, Feldherren, Anführer ein Begriff. Nein, sie „gackerten" auch in Kollars Weingarten in der Burgstraße, wo sie für Romulus die kaiserlichen Frühstückseier zu legen hatten. (…)
Hinter der „ungeschichtlichen Komödie" von Friedrich Dürrenmatt verbirgt sich ein sehr gesellschaftskritisches Werk, das die Geschichte eines Mannes erzählt, der Kriege hasst, lieber seine Hühnerzucht betreibt, den Müßiggang liebt, sein Kaisertum aber für die Moral opfert und in der in aller Ernsthaftigkeit einen Abend lang humorvoll der Untergang des römisches Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus geschildert wird. Schon klar, dass sich Dürrenmatt einen sehr freien Umgang mit deri historischen Realitäten erlaubt, sich viel dichterische Freiheit genommen hat, wenn er Romulus den Großen - eine Paraderolle für Thorsten Zerha - als faulen und desinteressierten Kaiser schildert, dem das tägliche Frühstücksei und ein Glas Spargelwein wichtig sind, während die Germanen mit ihrem Heerführer Odoaker - eine der Doppelrollen von· Gerd Wilfing - bereits vor den Türen Roms stehen. Das wahre Gesicht des Kaisers, der das römische Reich und die eigene Kultur aufgrund blutiger Vergangenheit verachtet, zeigt sich erst am Ende - aber das sollten sich viele Besucher bei den nächsten Aufführungen selbst ansehen!
Insgesamt eine großartige schauspielerische Ensembleleistung unter der Regie eines jungen Mannes, der selbst bereits als Kind dem TZ angehörte und nun am Beginn seiner beruflichen Laufbahn steht. Lukas Michelitsch war einer von über 70 Personen, die sich sz. im Reinhardt-Seminar in Wien für einen der drei Ausbildungsplätze beworben hatte. Nach längerem Ausscheidungsprozedere konnte er schließlich seinen Studienplatz erhalten und mit zwei weiteren Kollegen das Studium an der bekannten Hochschule absolvieren. Die Bearbeitung des Dürrenmatt-Textes, das Konzept für die Bühne und die Arbeit mit den Schauspielerlnnen wird - so kann man hoffen - nicht die letzte Arbeit in seiner Heimatstadt bleiben. (…)
Ein Ensemble, das für ein großartiges Theatererlebnis sorgte: Wie immer gilt allen ein großes Kompliment für einen Abend, der viel von ihnen abverlangte und nur mit nötigem Talent gemeistert werden konnte. Egal ob es Gerd Wilfing war, der nicht nur als Odoaker, sondern auch als umwerfend komischer, kugelrunder, reicher Hosenfabrikant Cäsar Rupf „Beinkleider" an den römischen Mann bringen wollte, Yvonne Beck und Lena Pöltl als Gattin Julia bzw. Rea Tochter des Romulus, Moritz Truppe, der als Ämilian und Verlobter von Rea einen leidenschaftlichen Patrioten und damit eine der wesentlichen Rollen des Stückes zu verkörpern hat, Kathrin und Charly Diwiak als bürokratisch agierende „Innenministerin" bzw. als Bote Spurius Titus Mamma, Arlind Hagjija als Zeno, Kaiser von Ostrom, oder Johanna Aldrian als „Kriegsministerin" - sie alle wird man noch bei den nächsten Aufführungen in Stainz, Wildbach oder nochmals in Deutschlandsberg bewundern und ihnen mit Applaus für den schönen Abend danken können.