Beatrix wünscht sich nichts sehnlicher, als sich dem normalen Leben zu entziehen. Verpflichtungen, Verantwortung, Zukunftspläne? Grauenvoll! Probleme hat sie schon genug, muss sie doch ihrem Umfeld permanent ein Mindestmaß an sozialer Aktivität vortäuschen. Von den Erwartungen der anderen überfordert, flüchtet sie an den einzigen Ort, an dem sie glaubt, sie selbst sein zu können: Im Schönheitssalon RENÉ soll sich ihre dringliche Hoffnung erfüllen, in ein zeitloses Kunstwerk verwandelt zu werden, hinter dessen makelloser Oberfläche sie vollständig verschwinden kann.
Anlässlich ihres 50. Todestages erinnert das theaterzentrum deutschlandsberg mit ihrer wohl heitersten, jedoch nicht weniger tiefgründigen Erzählung an Ingeborg Bachmann.
Mit
Kathrin Diwiak, Johanna Kraxberger, Lena Pöltl, Christa Schmelzer-Ziringer und Larissa Semlitsch
Bühne & Kostüme
Barbara Diem-Fischer
Licht
Peter Michelitsch
Fern-Dramaturgie
Iane Reisenauer
Regie
Marc Lippuner
Pressestimmen
Kleine Zeitung, 08. Oktober 2023
Die andere Seite von Bachmann
Leben als bleierne Last: ein Hörstück.
Im Erzählband „Simultan“, im Jahr 1972 erschienen, zählt „Probleme Probleme“ zur weniger bekannten Prosa der vor 50 Jahren verstorbenen Ingeborg Bachmann. Im Theaterzentrum Deutschlandsberg lesen Kathrin Diwiak, Johanna Kraxberger, Lena Pöltl, Christa Schmelzer-Ziringer und Larissa Semlitsch abwechselnd die Frauen-Identitäts-Geschichte von der kontaktscheuen jungen Beatrix, die am liebsten schläft, das Leben als bleierne Last und Menschen als „dumm“ empfindet.
Schlüsselwörter sind „grauenvoll“ und „Belastung“. Freude bereiten ihr nur der Friseurbesuch und das in Selbstverliebtheit mündende Spiegelbild, deutbar als Vorspiegelung.
Mit Lockenwicklern, rosa Frisiermänteln und Schminke haucht Marc Lippuner dem Hörstück etwas szenische Lebendigkeit ein, setzt den Fokus jedoch auf die bei Bachmann ungewohnt gewitzte Sprache. Ob sich Blasiertheit oder Depression interpretieren lassen, bleibt trotz Lachern in der Lesart im TZ offen.
Elisabeth Willgruber-Spitz