Sibirien
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Freitag08Februar
von Felix Mitterer
Mit
Sepp Brauchart
Regie-Assistenz
Gerd Wilfing
Regie
Monika Schirgi
Pressestimmen
Kleine Zeitung, 10. Februar 2002:
Eiskalte Zeiten in der "Schmiede"
Kein angenehmes Stück ist Mitterers Altenpassion, mit dem das "Theaterzentrum Deutschlandsberg" seinen neuen Sitz in der zu blühendem Leben erweckten "Schmiede" einweiht. Die letzten Daseinsszenen zu Spielstart erfordern außerordentliches Engagement und legen die künstlerische Latte hoch. Umso begeisterter reagierte das Premierenpublikum auf die Glanzleistung von Sepp Brauchart, der unter der Regie von Monika Schirgi den Atem stocken lässt. Fingerspitzengefühl benötigt der lange Monolog des alten Mannes, der zweimal nach Sibirien "deportiert" wurde: einmal als Kriegsgefangener und zuletzt als von der Familie ins Heim Abgeschobener, wo die Alten "wie tote Fliegen in den Betten" liegen.
Als Feind durfte er wenigstens noch Russisch lernen. Als rüstiger Ausgedienter entrüstet er sich in der "Totenfabrik" über die unwürdige "Abfütterung, Abtopfung und Abwaschung". Das verursacht Gänsehaut und ein schlechtes Gewissen, wie wir in unserer schockgefrorenen, auf Erfolg und kalten Mammon ausgerichteten Gesellschaft Menschen wie Alteisen verschrotten. Doch Brauchart hütet sich vor Gefühlssturz. Denn der alte Haudegen und Starrkopf hat es auch den Jungen nicht einfach gemacht.
Mit feinster Spürnase und professioneller Charakterzeichnung führt er zu den Wurzeln von Intoleranz und Generationenhass. Gegenseitige Liebe hat es in der Familie nie gegeben.
Elisabeth Willgruber-Spitz